Von Smalltalk und Reisebekanntschaften im Flugzeug

Flugzeugbekanntschaften. Manchmal retten Sie dich über einen langweiligen Flug und sorgen dafür, dass die Reisezeit ruckzuck vergeht. Manchmal bereust du widerum, nicht rechtzeitig die Kopfhörer ins Ohr gestöpselt zu haben. Ich habe ein paar Gesprächsmomente gesammelt.

Eigentlich nutze ich die Flugzeit häufig, um zu entspannen. Ich höre Musik, lese oder schreibe. Hin und wieder treffe ich aber auf Flügen auch interessante Menschen, und wir quatschen uns für mehrere Stunden fest.

CDG – LAX // Flug mit Air France nach Los Angeles

„Where are you from?“ – „I am living in Berlin… now on the way to visit friends in Los Angeles.“ – „I’ve been to Heidelberg before, beautiful city.“ – „Ah, interesting.“ – „Such a nice place.“ – „I’ve never been.“ – „What, you never been? Are you really German?“

Warum immer Heidelberg? In solchen Momenten fühlt man sich wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier.“ Ungelogen. Jedes Mal, wenn ich in einem Flieger sitze, und ich neben einem Amerikaner (meist mittleren Alters) sitze, kommt im zweiten oder dritten Satz grundsätzlich Heidelberg vor. Es scheint mir, dass die gesamte amerikanische Bevölkerung im Alter zwischen 40 und 60 schon einmal in Heidelberg war. Ist da überhaupt so viel Platz? Warum kommen die nicht lieber nach Berlin? Warum war ich noch nie in Heidelberg?

Ich muss gestehen, dass ich bei solchen Gesprächen meist schnell das Ende herbeisehne. Ich habe einfach nichts gemeinsam, mit 50jährigen amerikanischen Männern, die mir von Heidelberg vorschwärmen. Das Problem ist aber, dass eben jene Kategorie selten vor der Landung wieder die Klappe hält. Wir beginnen also, uns Städtenamen zuzuwerfen, bis irgendwann der Flieger runtergeht.

DUS – BER // Flug mit Lufthansa nach Berlin

„Guten Tag, mein Name ist Johann Meier.“ – „Guten Tag.“ – „Entschuldigen Sie, ich habe wohl ihren Namen überhört.“ – „Tim Chimoy, Hallo.“ – „Freut mich! …. Mensch, das staut sich hier wieder. Wussten Sie, dass die Boardinggeschwindigkeit verdoppelt werden könnte, wenn die Airlines den Einstiegsprozess geschickter gestalten würden?“ – „Ehm, nein……“

Nein, wusste ich nicht. Ist ja eigentlich auch egal. Aber ganz eindeutig habe ich es hier mit einem Kommunikationsprofi zu tun. Ein Netzwerker, dem es leicht fällt, mit ein paar „Random Facts“ ein Gespräch zu starten. Johann tastete genauestens ab, ob es Überschneidungen zwischen uns und unseren Jobs gibt, ob wir uns durch die Kontakte des jeweils anderen von Nutzen sein konnten. Jedoch tat er dies auf eine extrem charmante und kurzweilige Art. Er schrieb teilweise sogar mit, wenn er etwas nützlich fand, dass ich ihm erzählte.

Abgesehen davon, dass wir ja ohnehin in einem Flieger saßen, verging die Zeit wie im Flug. Anfänglich war die direkte Art befremdlich für mich, im Nachhinein betrachtet war es aber eine extrem inspirierende Begegnung. Supernetworker wie Johann (Name geändert) haben sicher ein riesiges Netzwerk an Bekanntschaften. Er ist nun in meinem Facebook-Stream und neulich sah ich ihn dort neben unserem ehemaligen Bundespräsidenten sitzen. Ich sollte auch öfters Leute einfach anquatschen.

DXB – BKK // Flug mit Emirates nach Bangkok

„What do you do in Bangkok?“ – „Staying there for a month or two to escape the winter. And you?“ – „I am getting married.“ – „Oh great, how long have you known each other?“ – „Two years now. We met two times in Bangkok and three times in the Netherlands.“

Ich weiß, du hast nun einen älteren Mann erwartet. Klischee halt. Die Dame neben mir war aber hübsch, groß gebaut, blond und resolut. Als sie mir die Fotos von ihrem zukünftigen Gatten zeigte, musste ich mir sofort vorstellen, wie wohl ihre Kinder einmal aussehen würden. Auch ihr Verlobter war hübsch, weibliche Züge, zartes Gesicht. Der Größenunterschied zwischen den beiden war beträchtlich.

Als ich den Flughafen verließ sah ich sie wieder, ihr Zukünftiger holte sie ab. Der Größenunterschied war sehr präsent, aber irgendwie süß. Innerlich ärgerte ich mich, mich mit ihr im Flieger nicht noch länger unterhalten zu haben. Vielleicht hätte sie mich ja zur Hochzeit eingeladen und wir wären Freunde geworden. So hätte ich dann auch meine Neugierde befriedigen können und erfahren, wie ihre Kinder einmal aussehen werden. Chance verpasst.

CPH – BRU // Flug mit SAS nach Brüssel

 „Where are you from?“ – „Germany, Berlin.“ – „Ah interesting, you must also be working for the European Union to be on this flight.“ – „No, I was visiting friends in Copenhagen and now I am flying to see my uncle in Brussels.“ – „Ah okay. Can I have your cookie?“ – „Ehm, …. suuure.“ – „Thanks“

WTF?!? War das ein Komfortzonen-Challenge? Gibt es bei der EU keine Cookies? Den restlichen Flug ließ mich diese Frage nicht mehr los. Brot für die Welt. Cookies für die EU? Das nächste Mal, wenn ich einen EU-Mitarbeiter kennenlerne, werde ich ihn direkt fragen!

Hast du ähnliche Erlebnisse über den Wolken gehabt? Erzähle uns davon!