25h in Saigon aka Ho-Chi-Minh-City – Love it or hate it

Love it or hate it. Dazwischen gibt es meist nicht viel. Immer, wenn ich mich mit anderen Reisenden über Saigon unterhalte, dann sehe ich entweder funkelnde Augen oder der Himmel verdunkelt sich. Kein Wunder, die Stadt ist definitiv nicht einfach zu handeln. Sie ist wie ein ständig schreiendes, hässliches Baby, das manchmal einfach extrem niedlich lächelt.

Ich muss zugeben, dass ich diese Stadt abgrundtief liebe. Eine Tatsache, die mir häufig schon großes Unverständnis entgegen gebracht hat. Aber ich kann beide Seiten verstehen.

Wer als Reisender das erste Mal hier ankommt, am Flughafen bereits am Taxistand abgezockt wurde, vom Verkehrschaos in der Rushhour geflashed ist, und dann womöglich noch ein Hotel auf der Backpackerstrasse Bui Vien gebucht hat (auf der es eher aussieht wie im Ghetto) dem sei verziehen, dass er mit der Stadt nicht gleich warm wird.

In allen Ecken der Stadt, in denen viele Touristen unterwegs sind, stehst du permanent unter Dauerbeschuss. Von „you want Bumm Bumm?“ über „I have marihuana good“ bis hin zu „buy DVD?“ ist wirklich absolut alles dabei. Wer mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln im Gesicht einfach weiter geht, der macht es wohl richtig.

Lass dich davon einfach nicht stressen, die Leute versuchen schließlich auch nur, zu überleben. Wer Geld für Fernreisen hat, ist ein wandelndes Portmonnaie, da gibt es nun einmal nix schön zu reden.

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Ein anderer Stressfaktor ist der Verkehr. Die Stadt ist einfach nicht wirklich für Fußgänger ausgelegt. Hier fährt man am besten Motorroller. Aber ich will dir hier garantiert nicht empfehlen, einen solchen zu mieten (der Verkehr ist gefährlich, es ist illegal, du brauchst einen vietnamesischen Führerschein, und und und)

Die Wahrheit ist aber: Mit einem Mietroller macht diese Stadt gleich 5 Mal so viel Spaß. Ob du einen Führerschein hast, interessiert hier keine Socke. Aber hey, wie gesagt: Lass lieber die Finger davon, wenn du vernünftig bist.

Atme tief durch und bleib entspannt, meide die Bui Vien, gib dir Zeit, dich an den Verkehr zu gewöhnen und gehe langsam, Lächle! Eine Strassenüberquerung ist hier gar nicht so schwer. Die Roller zischen einfach links und rechts an dir vorbei.

9:00 Uhr – Rise and Shine

Nachdem ich dich nun ein wenig auf diese schöne Stadt eingestimmt habe, beginnen wir unseren Tag um 9 Uhr morgens im Hotel.  Wie wäre es mit perfekter Innenstadtlage in einem wunderschönen Apartment an der Le Loi, gelegen in einem Kolonialgebäude von 1910?

Alternativ gibt es noch das Saigon River Boutique Hotel, nur 2 Minuten entfernt von der Dong Khoi, der alten Flaniermeile der Stadt. Das kleine Hotel hat eine schöne Dachterrasse und die Zimmer sind gemütlich eingerichtet. Es wird betrieben von einem Australier und seinem vietnamesischen Lebenspartner, die sehr nett und hilfsbereit sind und mit denen man sich auch mal auf der Dachterrasse bei einem Ca Phe Sua Da festquatschen kann.

10:00 Uhr – Banh Mi zum Frühstück

Zeit für ein Banh Mi zum Frühstück. Banh Mi sind vietnamesische Baguettes, die sich nur ein wenig von ihren französischen Verwandten unterscheiden. Hier und da haben ie Franzosen in Vietnam eben ihre Spuren hinterlassen. Ein gutes Baguette ist hier nicht schwer zu finden.

Man bekommt es überall auf der Straße. Ich esse es mir aber am liebsten belegt mit „Caramelised Pork“ im L’Usine Le Loi. Man bekommt im L’Usine aber auch ein gutes Omelette oder Croissant. Dazu einen vietnamesischen Kaffee.

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11:00 Uhr – Ein kleiner Spaziergang Frisch gestärkt für einen kleinen Spaziergang? Vom Le Loi aus läufst du die Nam Ky Khoi Nghia hinauf, vorbei am Kriegsmuseum, dem Wiedervereinigungspalast und einigen Parkanlagen, bis hoch zum Ho Con Rua, dem Schildkrötensee mit der Lotusblume aus Stahlbeton. Hier sitzen vor allem Abends gern die jungen Vietnamesen mit ihren Dates und halten Händchen. Tagsüber kann man hier aber auch gut eine kleine Pause einlegen.

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Gegenüber vom Turtle Lake, auf der Südseite, gibt es einen kleinen Zeitschriftenladen mit Englischen Publikationen. (Leicht zu erkennen an den Rollern mit den Schlangenkäfigen davor.) Falls du also eine kleine Pause brauchst, wäre hier der perfekte Zeitpunkt. Achso: Die Schildkröten wirst du hier vergebens suchen. Aber die Story, warum der See so heißt, ist wirklich spannend. Dieser Ort hat Geschichte. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

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Vom Turtle Lake aus geht es nun die Pham Ngoc Thach hinunter, vorbei an der Notre Dame Kirche und dem alten Postamt (ja, auch hier waren die Franzosen am Werk) und weiter Dong Khoi hinunter. Auf dem Weg liegen diverse teure Shoppingcenter, die Oper von Saigon und ganz am Ende stößt du auf das Flußufer des Song Sai Gon. Langsam wird es Zeit, für was zu Essen.

13:00 Uhr - Meatballs zum Lunch

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Die Meatball Cookery ist im selben Gebäude wie das L’usine Dong Khoi gelegen, du musst jedoch einen anderen Treppenaufgang nutzen. Lass dich von dem anrüchig aussehenden Massagegeschäft nicht abschrecken, du stehst vor dem richtigen Treppenaufgang! Die Meatball Cookery hat nur Mittags auf. Besonders gegen 12 Uhr herrscht hier Rush Hour, daher ist es gut, etwas später zu kommen.

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Es gibt sogar eine vegetarische Variante mit Aubergine und Käse. Du magst keine Meatballs? Dann trifft der Apfel-Ziegenkäse-Salat sicher Deinen Geschmack. Immer noch Hungrig? Als Dessert hat uns der hausgemachte Limetten-Cheesecake geschmacklich umgehauen. Dieser wird nach Dominique’s Geheimrezept zubereitet. Wer Dominique ist, blieb ebenfalls ein Geheimnis.

15:00 Uhr – Ca Phe im Mockingbird

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Das Gebäude, in dem das Mockingbird liegt, ist ziemlich unscheinbar. Früher befanden sich hier mal Wohnungen und Lagerräume. Mittlerweile ist das Gebäude voller netter Cafés, Bars und kleinen individuellen Modeboutiquen. Von außen würde man diese hier aber niemals vermuten, weil das ganze Haus ziemlich abgerockt aussieht.

Man muss einen kleinen, versteckten Treppenaufgang nach oben nehmen und den kleinen Schildern Richtung „Mockingbird“ folgen. Keine Sorge, man betritt kein besetztes Haus und muss auch keine Angst um sein Leben haben. Einfach weitergehen.

17:00 Uhr – Auf Kohle gegrillte Reispapier-Tacos

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Nach einem Ca Phe im Mockingbird ist wieder etwas Platz für einen Snack. Sehr beliebt sind in Vietnam die  auf Kohle gegrillten Reispapier-Tacos, die es an jeder Strassenecke gibt. Links neben der Oper zum Beispiel werden sie häufig verkauft. Einfach die Augen offen halten. Für 5.000 Dong bist du dabei!

18:00 Uhr – Sundowner über der Stadt

18 Uhr ist die perfekte Zeit, sich auf den Weg zum Bitexco Tower zu machen. Von dort oben hast du den mit Abstand besten Blick über die Stadt. Idealer Zeitpunkt ist, um den Sonnenuntergang aus schwindelnder Höhe zu bestaunen. Jedoch nicht von der Aussichtsplattform (die völlig überteuert ist) sondern von der Bar nur eine Etage darunter. Hier ist die Aussicht genau so gut und man hat gleich noch einen Drink in der Hand.

Achtung: Der Eingang zur Bar führt nicht durch den Eingang zur Aussichtsplattform. Du musst stattdessen ins Shopping Center und dort den Eingang zur Bar nehmen (Einige Meter links vom Topshop).

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19:30 Uhr – Abendessen im Quan Bui Das Quan Bui Restaurant liegt ebenfalls etwas versteckt in einer Gasse fünf Gehminuten hinter der Oper. Hier findet man viele weitere Restaurants, in denen sich besonders gern die Expatszene trifft. Das Quan Bui hat eine gemütliche Dachterrasse, aber auch viele Plätze innen, die sich über die erste und zweite Etage erstrecken. Das Essen hier ist vietnamesisch, der Wein international. Top Adresse für ein gutes Abendessen.

FOTO BY BENNY PHAN
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Für Abenteuerliche gibt es noch eine Alternative, die etwas authentischer ist. Im Quan Thuy Linh Restaurant gibt es original vietnamesische Strassenküche. Es liegt ein wenig außerhalb, aber der Weg lohnt sich. Bedient wird man hier von Ladyboys. Am besten mit dem Taxi direkt vor die Tür fahren lassen. Nach dem Essen gibt es oft noch eine Tanzeinlage von den Ladyboys. Für mich ein Muss, dort mal gewesen zu sein. Man muss aber damit leben können, die einzige Langnase weit und breit zu sein. Manch einen mag das ängstigen.

22:00 Uhr – Partytime Es gibt viele Möglichkeiten, in Saigon die Nacht zum Tag zu machen, jedoch leider wenig richtig Gute. Saigon Outcast in Distrikt 2 ist eine ganz gute Möglichkeit. Hier gibt es häufig Konzerte, oder einfach nur gute Musik aus den Boxen und eine super Atmosphäre.

Wer es gern bunt mag, der sollte sich am Wochenende auch mal ins Centro trauen. Hier gibt es auch am Wochenende jeden Abend eine Dragshow.

00:00 Uhr – Noch Hunger?  Ja, auch in Saigon gibt es Burger. Seit Kurzem gibt es hier die erste McDonalds Filiale. Aber keine Sorge, da schicken wir dich nicht hin. Zum Glück gibt hier bereits auch die ersten richtigen Burger.

24 Stunden am Tag bekommt man einen super Burger bei Gotcha nahe der Bui Vien. Für mich der einzige Grund, mich auf die Backpackerstraße zu begeben. Wie du sicher schon gemerkt hast, sind meine 25 Stunden in Saigon diesmal sehr aufs Essen fixiert. Aber es ist hier einfach alles so unglaublich lecker. Also: Gutes Schlemmen!

5 Kommentare zu “25h in Saigon aka Ho-Chi-Minh-City – Love it or hate it”

  1. Sehr schöne Fotos! Love it or hate it trifft es bei Saigon denke ich sehr gut. Bei mir war es eher letzteres, allerdings würde ich der Stadt natürlich eine zweite Chance geben, die Tipps hier helfen bestimmt. Richtig gut gefallen hat mir Hanoi, alles so schön eng und wuselig sympathisch :)
    Grüße, Kai

    • Hi Kai. Danke Dir! Ich verstehe es gut, wenn man die Stadt beim ersten Versuch erstmal blöd findet, aber du solltest ihr unbedingt eine zweite Chance geben. Es ist halt keine Fußgängerfreundliche Stadt, man wird oft angequatscht und das dauernde Gehupe stresst. Aber es gibt so viel Tolles zu entdecken :) Hanoi ist auch sehr schön, eng und wuselig smpythisch trifft es echt gut :D

  2. Schöner Artikel!

    Ich denke es stimmt, entweder liebt oder hasst man Saigon. Ich war erst im November in Saigon und habe mich sofort in die Stadt verliebt. Auch mich verstehen die Meisten nicht ;-)

    Persönlich fand ich den Verkehr auch gar nicht so schlimm, eher total faszinierend, und ich finde man kommt auch durchaus gut zu Fuss zurecht. Man darf halt einfach nicht stehen bleiben wenn man über die Strasse will, einfach immer weiterlaufen, die Roller fahren dann schon um einen herum.

    Für einen Foodie wie mich war vor allem das Essen in Saigon ein absolutes Highlight: das L’Usine ist eines meiner Lieblingscafés. Super gerne habe ich auch immer an den kleinen Garküchen am Ben Thanh Market gegessen, einfach nur lecker.

    War sicherlich nicht mein letztes Mal in Saigon!

    Liebe Grüsse,

    Nina

  3. Backpackerstrasse wie ein Ghetto? Wir kommen gerade aus Manila und dagegen schaut die Pham Ngu Lao Gegend wie aus einer fernen, hochzivilisierten Zukunft. Alles sauber, topfrische Luft und kaum Verkehr ;)

    Grüsse aus Saigon,
    Flo

  4. Ich muss gestehen, dass ich HCMC nicht besonders mochte als ich das erste mal da war. Das koennte auch daran liegen, dass ich waehrend des TET angekommen bin. Aber mir war die Stadt einfach zu laut. Zu dreckig. Irgendwie haben Saigon und ich nicht so ganz gepasst. Dafuer liebte ich Hoi An von ganzem Herzen und auch Hanoi. Dennoch, eurer post hat mich ueberzeugt HCMC nochmals eine Chance zu geben. Eines Tages kehre ich zureuck. Mal schauen was passiert. Toller Blog uebrigens!!